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Optimismus wagen
Andacht vom 21.3.2020 in der Sparkasse Bunde
(Die Gedenk-Veranstaltung wurde aufgrund des CoronaVirus abgesagt)
„7 Wochen ohne Pessismismus“ heißt die diesjährige
Fastenaktion der evangelischen Kirche.
7 Wochen Zuversicht ausgeben.
Keine leichte Übung. Gerade auch in diesen Tagen der
Panik und Panikmache. Doch die leitenden Theologen
haben sich etwas dabei gedacht. Wir müssen etwas tun!
Kürzlich bei einem Geburtstagsbesuch in Verlaat.
Wir saßen gemütlich zusammen im Wohnzimmer.
Es gab Ostfriesentorte und die Sonne schien leuchtend und
strahlend durch das Wohnzimmerfenster.
Und ich sagte: „Was haben Sie doch für ein traumhafter
Wetter an Ihrem Geburtstag, herzlichen Glückwunsch dazu.
Und er sagte: „Ach, das ist nur heute Vormittag. Für
Nachmittag haben Sie Regen gemeldet.“
Er sollte Recht behalten. In der Tat kamen am Nachmittag
Wolken herein gezogen.
Doch er mochte nicht recht Augen haben für den
wunderschönen Vormittag. Er dachte schon zu sehr an den
Nachmittag. Er war auf Pessimismus programmiert.
7 Wochen Zuversicht - es ist keine leichte Übung im
Anblick der aktuellen Krisen und Katastrophen. Danach
scheint es nur noch Regentropfen zu geben.
Doch wir Menschen brauchen den Glauben. Wir brauchen
Vertrauen und Zuversicht. Sie sind wie das Vitamin D für
die Seele.
Und genau wie beim Vitamin D können wir es teilweise im
Körper selber herstellen. Wir müssen nur die Blickrichtung
ändern. Vom Negativen weg zum Positiven hin. Und schon
tanken wir Energie.
Warum also immer zurückblicken, auf das, was Schlimmes
gewesen ist. Warum nicht auf das, was alles Gutes
geworden ist und inzwischen erfrischende Wirklichkeit.
Über 70 Jahre - 2 Generationen - Frieden in unserem Land.
Über 70 Jahre - 2 Generationen - Staat Israel. Die
Verfolgten und Überlebenden nahmen das Heft in die Hand
und bauten eine der modernsten Demokratien auf der
ganzen Welt. Selbst Terror, Anschläge, tägliche Raketen auf
ihre Straßen und Häuser - nichts kann diesen Fels in der
Brandung erschüttern.
Und wir haben gute Beziehungen und viel geholfen und
stehen in der Pflicht, haben das unsere getan und geholfen.
Kürzlich die Bunder Abende der Begegnung.
Der jüdische Referent Ari Eisel sagte, Heimat ist da, wo ich
meinen Glauben leben kann. Und wir bieten diese Heimat.
Und sorgen für Sicherheit und Schutz.
Richten wir unsere Augen auf das, was gut ist. Was wir aus
Geschichte und Erinnerung gemacht haben. Wofür wir
dankbar sind. Und worauf wir uns jetzt freuen dürfen.
Letzten Sonntag spielte in der reformierten Kirche in
Ditzum das niederländische Duo Bobby Rootveld und
Sanna van Elst. Ihr Schwerpunkt liegt auf jüdischer Musik.
Und sie haben sich den Namen gegeben NIHZ. Die
Abkürzungen stehen für niederländisch „Niet In Het
Zwart“. Was soviel heißt „keine schwarzen Kleider!“
Ihr Name ist Programm: Fröhlichkeit, Leichtigkeit und gute
Laune.
„Wir machen unser Kreuz und Leid nur größer durch die
Traurigkeit“ heißt es in unserem evangelischen
Gesangbuch.
Wir selbst haben es in der Hand. Vertrauen auszustrahlen
oder dem Mißtrauen anhängen. Die Entscheidung ist
manchmal nur einen Klick entfernt. Einen Augenblick, ein
Zucken des Mundwinkels und schon ändern sich alles.
Ein Pfarrer und ein Rabbi gehen spazieren. Als sie an einen
Bach kommen, schlägt der Rabbi vor, ein erfrischendes Bad
zu nehmen.
Der Pfarrer ist zuerst wenig angetan: "Aber wir haben doch
gar kein Schwimmzeug dabei."
Darauf der Rabbi: "Ach, wer soll uns hier schon sehen?
Lass uns hineingehen so wie Gott uns schuf."
Gesagt, getan.
Als die beiden wieder aus dem Bach heraussteigen, kommt
eine Gruppe von Schulkindern aus dem Ort vorbei. Der
Pfarrer hält sofort beide Hände vor den Schritt.
Der Rabbi dagegen bedeckt sein Gesicht.
Als die Gruppe weiterzieht, fragt der Pfarrer den Rabbi:
"Warum hast du dir nicht die Blöße bedeckt?"
Darauf der Rabbi: "Nun ja, MEINE Gemeinde erkennt mich
am Gesicht."
Pastor Michael Groothues
Frühling ist wie Auferstehung
Andacht vom März 2020
„Frühling ist wie Auferstehung“
Es ist Frühling. Zeit das Leben zu genießen. Die Tulpen und Osterglocken schieben sich durchs Dunkel ans Licht und setzen erste Farbtupfer in die Beete. Es ist, als male einer die Erde neu an. Zart, bunt, chaotisch, über Nacht und doch irgendwie weise geordnet. Jeder Morgen ist wie eine Auferstehung.
Wer im Garten tätig wird, kann das Geheimnis der Schöpfung mit eigenen Händen greifen. Winzig kleine Samenkörner in den Boden gesetzt, gewässert und abgewartet. Schon bald sprießen die ersten Spitzen und Halme in die Höhe. Das Leben entfaltet seine innewohnende Kraft. Wer im Sommer an einem Getreidefeld vorbeigeht, spürt den Reichtum der wachsenden Frucht. Noch gar nicht lange her, da waren es winzige Körner, die in den rauhen Boden fielen. Jetzt wiegen sich die stolze Ähren im Wind und warten darauf zu reifen und geerntet zu werden.
Das ewige Spiel der Schöpfung. Leuchtendes Beispiel für die Kraft des Lebens. Und diese Kraft geht noch weiter. Die Bibel nennt es Auferstehung. Wenn das eine Leben zu Ende ist, setzt ein neues ein. Gott hat keine Wegwerfschöpfung geschaffen – jedenfalls nicht im Blick auf sein direktes Ebenbild: den Menschen. Zu wichtig ist ihm die Persönlichkeit seines Geschöpfs. Der menschliche Körper ist wie ein Samenkorn, sagt die Bibel. Einst wird er in die Erde gesät. Was bleibt, ist die Seele. Sie ist einmalig. Hier sitzt die Persönlichkeit des Menschen. Seine Stärken und Schwächen. Seine Lebensgeschichte ist ein Teil davon, ebenso das Aussehen, der irdische Körperbau und sogar die zugehörigen Erkrankungen. Auch sie sind nicht wegzudenken. Und alle zusammen fließen am Ende in die Auferstehung ein. „Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib.“
Frühling ist wie Auferstehung. Die Kraft des Lebens ist zu entdecken. Sie steht vor Augen in der Nähe und Ferne. Sie liegt in der Luft und berührt die Haut. Sie klopft an das Ohr und juckt in der Nase. Sie lädt zum Wahrnehmen und Genießen ein. Und sie ermuntert zum aktiven Mitgestalten. Denn wie wir leben, bestimmen wir zu einem guten Teil selbst mit. Seien es draußen im Garten die winzigen Samenkörner, die wir in die Erde setzen. Oder die Ideen und Gedanken, Worte und Taten, die Arbeit und der Alltag, mit denen wir unser Leben prägen. Wir sind Mitgestalter der Schöpfung. Und damit auch Mitgestalter der Auferstehung. Die göttlichen Kräfte fließen durch unsere Hände. Wir können sie öffnen und austeilen und wunderbare Sachen damit machen. So haben wir die Saat quasi in den Händen und dürfen gespannt sein, was Gott einst daraus bilden wird. Bis dahin aber genießen wir die Schöpfungskräfte in der sichtbaren Natur. Und streuen sie nach Herzenslust und Gartenkenntnis reichlich aus.
Viel Freude im Garten und viele schöne Frühlingsstunden wünscht
Ihr Michael Groothues, Pastor
Mache dich auf und werde Licht!
Andacht vom Dezember 2019
„Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat besucht und erlöst sein Volk und hat uns aufgerichtet eine Macht des Heils im Hause seines Dieners David
wie er vorzeiten geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten.“
(Lukas 2, Vers 68-70)
Liebe Gemeinde!
Wer war Zacharias? Dessen berühmten Text wir am Beginn des Lukasevangeliums lesen. Lobgesang auf Gott, der einen aufrichtet, rettet. Der zu seinem Wort steht. Der einen besucht mit Barmherzigkeit. Ein aufgehendes Licht aus der Höhe, das bis in die Tiefe gelangt. Wer war dieser Tempelmann aus dem Beginn des Neuen Testament, der so berühmt wurde wie kaum ein anderer angestellter Priester damals am Heiligtum Gottes.
Verheiratet war er, doch kinderlos geblieben. Und das war keine Freude in der damaligen Zeit. Als Schande galt, als Anfrage an die Frömmigkeit. Womit hatte er das verdient? Er, der fromme Zacharias. Nach nichts sehnte er sich so sehr wie nach Nachkommen. Doch er war alt geworden und die Sehnsucht erkaltet. Zu oft war sein Hoffen enttäuscht worden. Sehnsucht tut weh und irgendwann entflieht man dem Schmerz.
Zacharias hat seine Sehnsucht vergessen und routiniert versieht er seinen Job. Zweimal im Jahr ist seine Priestergruppe in Jerusalem im Dienst. Danach geht es wieder aufs Dorf zurück. So war es schon viele Jahre gegangen. Lange Zeit hatten Zacharias und Elisabeth damals noch gehofft, Eltern zu werden. Dann sprachen die beiden nicht mehr darüber. Jeder trug sein Los und seine Gedanken.
Dann die Überraschung, mitten beim Tempeldienst. Mitten in Müdigkeit und Routine wird Zacharias von einem Boten Gottes begrüßt. Gerne würde er glauben, was er hört: du wirst einen Sohn bekommen. Elisabeth wird schwanger werden. Nenne ihn Johannes! Doch Zacharias traut der Botschaft nicht. Denn - das hat er gelernt - wer viel glaubt, macht sich verletzlich. Enttäuschungen mochte er nicht mehr. So winkt er zunächst ab.
Lehrstunden des Lebens. Menschen, die gelernt haben kühl zu kalkulieren und auf das Machbare zu setzen. Menschen, die sich eingerichtet haben in der Realität. Menschen, die ihren Glauben und ihre Hoffnung nicht mehr spüren, weil sie Angst haben, nicht ernst genommen zu werden. Zachariasse gibt es viele auf der Welt - damals wie heute. Vielleicht sitzt neben uns einer oder eine und wir ahnen kaum etwas von seinen oder ihren Stimmungen.
Freilich: gerade Zachariasse sind wichtig für unsere Gesellschaft. Sie sind der Kit für das Haus, das wir bauen. Sie halten den Betrieb am Laufen. Sie sind der Fels in der Brandung. Der Ruhepol, die scheinbar Starke, die sich durch nichts erschüttern lassen. Sie haben ihre Gewinner-Strategie entwickelt, klug und vorausschauend. Zachariasse, männliche und weibliche, haben gelernt in Krisen durchzuhalten. Jahraus, jahrein versehen sie ihren Dienst, regelmäßig und verlässlich, in Tempeln unserer Zeit. In der Verwaltung, in den Finanzen, in der Werkstatt, auf dem Bau, als Klassensprecher, in der Partei. Sie sind für viele eine große Stütze und Hilfe. Sie sind die Leistungsträger, im kleinen und im großen Bereich.
Doch dann geschah es wie damals. Elisabeth und Zacharias werden doch Eltern. Unglaubliches passiert. Doch genau so wie es der Engel gesagt hat. Ein Wunder wird Wirklichkeit. Ein Traum geht in Erfüllung. Man kann ihn anfassen und sich freuen und ist in seinem Herzen überglücklich. Kleinglaube - wie weggeweht. Vergangenheit - bedeutungslos. Der lange Leidensweg - nicht mehr wichtig. Und Zacharias ahnt weiter, dass die Geburt des Johannes nicht nur Elisabeth und ihn betrifft. Das Wunder richtet sich ans ganze Volk Israel, an die Welt. Sein Sohn Johannes wird ein Vorläufer und Wegbereiter Jesu werden.
Jesus wird sich später von seinem Sohn Johannes taufen lassen. Vielleicht sogar für eine gewisse Zeit bei ihm Sohn lernen. Sein Sohn wird ihm den Weg bereiten. Zacharias, ist neu erweckt.
Vergangenen Dienstagmittag lief der Katamaran mit der 16-jährigen Schwedin Greta Thunberg in Portugal ein. Viele junge Leute begrüßten sie, als sie in den Hafen kam. Hoffnungsträgerin, die für eine ganze Generation Vorbild. Wegbereiterin.Noch sind ihre Wirkungen kaum spürbar. Aber ihr Glaube hat sich festgesetzt in sehnsuchtsvollen und starken, jungen Herzen unserer Tage. Sehnsucht nach Erneuerung der Welt, nach Frieden mit der Schöpfung, nach gerechtem Handeln und Wirtschaften. Sehnsucht nach Gebrauchtwerden, nach Ziel und Sinn. Gotteshandeln. Freuen wir uns über erwachte Sehnsüchte.
Auch Zacharias freute sich. Befreit vom Kleinglauben seines Lebens beginnt er zu jubeln und stimmt den bekannten Lobgesang ein. Er beginnt zu singen und freudig nach vorne zu schauen. Er lässt seinem Herzen wieder freien Lauf. Botschaft an uns: Wenn die Sehnsucht nur noch schwach glimmt, schließe Dich an an die große Hoffnung Gottes. Lass dich einladen zum Advent. Stelle eine Kerze bei dir auf. Weil Gott dich besucht, in deinem Leben, in deinem Alltag.
Folge dem Weg des Advents bis zur Krippe. Mache dich auf und werde Licht.
Suche Frieden und jage ihm nach

Predigt in der Kirche zu Landschaftspolder am 6. Januar 2019
Jahreslosung 2019, Psalm 34, Vers 15 „Suche Frieden und jage ihm nach“
Wie waren die letzten Wochen bei Ihnen gewesen? Hat alles geklappt? Nicht nur der Braten und der Kuchen und der gute Wein? Die Neujahrswünsche und manch anderer Brauch zu Neujahr und Silvester? Waren alle glücklich und zufrieden und konnten dann wieder ihre eigenen Wege gehen?
Was tun wir nicht alles „um des lieben Friedens willen“? Denn der Friede ist auch an manchem Heimattisch kein Dauergast, der einfach so mit am Tisch sitzt und ein friedliches Miteinander garantiert. Weder in unseren Familien, noch in unserer Gesellschaft ist der Frieden zwangsrekrutiert und zum Erfolg verpflichtet. Er ist eher ein scheues Reh, das sich schnell wieder versteckt, wenn verdächtige Geräusche spürbar sind. Und dann für eine Zeitlang verschwinden kann, um es woanders zu versuchen.
In unserer Welt ist es bunt und vielfältig geworden. Sie muss - ob sie will oder nicht - immer näher zusammenrücken. Immer mehr Menschen mit ihren Wünschen und Träumen auf dem gleichen verwundbaren Globus mit begrenzten Ressourcen. Das birgt Konflikte.
Selbst in unseren Kirchen und Gemeinden lässt sich der Frieden sich nicht immer automatisch als Hauptakteur buchen. Er bietet sich zwar gern an, doch verschwindet er auch wieder, wenn wir nicht sorgsam genug mit ihm umgehen. Denn je höher die Ansprüche, desto tiefer die Realität. Je höher die Stange liegt, desto schwieriger ist der Sprung.
In der großen weiten Welt wie im Kleinen erleben wir schon seit längerem, wie zerbrechlich und flüchtig der Frieden sein kann. Und das war wohl schon immer so. Das friedliche Zusammenleben gehört zu unserem menschlichen Aufgaben-Programm wie die Arbeit, die Freizeit, die Kommunikation und die tägliche Sorge für sich und andere.
„Suche Frieden und jage ihm nach!“ fordert der Schreiber im 34. Psalm, unserer Jahreslosung, vor 2500 Jahren. So alt ist der Friedenswunsch, so alt wie die Bibel.
Das hebräische Wort „Schalom“ für Frieden aus unserer Jahreslosung bedeutet aber weit mehr als nur die Abwesenheit von Kampf und Streit. Mehr als das Schweigen von Waffen oder Wortgefechten. Auch keine Friedhofsruhe oder Kompromiss um jeden Preis. „Schalom“ bezeichnet die tiefe Sehnsucht nach der heilen, unversehrten Welt.
Schalom ist das innere Gefühl, wie es sein könnte, wenn alles in Ordnung wäre. „Schalom“ ist nicht Tat, sondern Wortklang. Nicht Gestalt, sondern Gefühl.
„Anschauung und Gefühl“ sagte Friedrich Schleiermacher, der große Theologe vor 250 Jahren.
Schalom ist das Urgefühl der Religion. Die unverbrüchliche Hoffnung auf ein gerechtes und alle Feindschaft überwindendes Miteinander in der ganzen Schöpfung. „Wo Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen; dass Treue auf der Erde wachse und Gerechtigkeit vom Himmel schaue“. (Psalm 85,10-12) Sie ist das Herzstück der heiligen Schriften von Judentum und Christentum, im Alten und Neuen Testament. Von ihr hofft und träumt der Prophet Micha: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen“. Und Jesus wird es durchhalten: Feinde zu lieben, zu segnen, wer einem flucht und für jemand zu bitten, wer einen verfolgt. Gottes Schalom wird in Jesus Fleisch und Blut annehmen und in dieser Welt gegenwärtig sein.
Die Künstlerin Stefanie Bahlinger aus Messingen in Baden Würthemberg hat die Losung unseres Jahres mit einem aktuellen Bild unserer Tage interpretiert. Es könnte hier in Europa, auf dem Balkan, oder auch im Nahen Osten spielen. Die gleich aussehenden Häuserformen deuten auf einen afrikanischen Kontext.
Ein strahlend weißes Kreuz erstreckt sich über die gesamte Collage. Wie ein Lichtstrahl reicht es über die Ränder hinaus. Das Licht-Kreuz sprengt Raum und Zeit. Es verbindet Himmel und Erde. Es umfasst alles, was war, was ist und was noch sein wird. Wie ein Fluß, der aus vier Richtungen zusammenfließt und zentral auf die Mitte zielt. Die Künstlerin wählt das Kreuz als Hintergrund des Friedens. Es muss eine christliche Künstlerin sein. Jesus ist der Weg und die Wahrheit und das Leben. Er umschließt die Gemeinschaft. Nichts geht an ihm vorbei. Wir müssen in seinem Geist den Friedensweg suchen. Er hat den Grundstein gelegt. Von ihm gehen Impulse aus, die in unserer Welt zu Lösungen führen können.
Auf unserer Suche nach gerechtem Frieden im Kleinen wie im Großen kommen wir mit Jesus weiter voran - die Überzeugung der Künstlerin. Die vielen Menschen in der Grafik, sind einander ohne trennende Mauern und Grenzen ganz nah. Sie geben einander Halt und leuchten in Regenbogenfarben, die wie durch ein Prisma vom reinen Weiß des Kreuzes reflektiert werden. Im Bild stören keine Unterschiede, auch nicht der Herkunft. In der Grafik ist es angedeutet durch aneinander gefügte Schriftfragmente des Vaterunsers in unterschiedlichen Sprachen. Die Welt rückt zusammen auf einem gemeinsamen Weg. Die Menschen gehören zusammen und sind gemeinsam stark und mächtig. Ihre Farben verlieren sich zum unteren Bildrand hin. Dort sind alle Unterschiede nahezu aufgehoben und dem Weiß des Kreuzes angeglichen sind. Hier verwischt alles Trennende und wird zu einer gemeinsamen Basis. „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen“. So verspricht es Jesus in der Bergpredigt. Als seine Kinder sind die Jünger dazu berufen, Licht der Welt zu sein.
Zur Stadt zieht es aber auch die Menschen am rechten und linken Rand. Hier sind es deutlich „gebrochene“, grau-schwarze Existenzen. Sie sehnen sich nach Heilsein, nach dem Schalom! Sie sind an den Rändern eng aufeinander gezeichnet. Ihre Statur ist nicht gerade und aufrecht wie die mittleren Gestalten. Sie sind geknickt und auf einander gestützt. In den lesbaren Bruchstücken ihres Lebens sind ebenfalls Ausschnitte des Vaterunsers zu lesen: „… vergib uns unsere Schuld …“ Diese Menschen haben erfahren, vielleicht mehr als die anderen, dass Frieden und Versöhnung zu leben, oft eine Überforderung ist. In der wir mit uns selbst und unserem Leben in Konflikt kommen. Kompromisse wurden als Enttäuschungen am eigenen Lebensziel erlebt. Wer sich zu hohe Ziele steckte, konnte sie womöglich nicht ohne Schaden zu nehmen erreichen. Und er nahm Schaden an Leib und Seele. Es sind gebrochene Biografien, gemeinsam mit allen anderen auf dem Weg in die Stadt Gottes.
Rechter und linker Rand - hat das auch etwas mit uns zu tun? Zerfällt unsere Gesellschaft zu den Rändern hin. Verliert sie die bindende Kraft? Wer kann uns zusammenfügen? Ist es das Ziel des gemeinsamen Friedens? In einer Stadt von Recht und Glück für alle? Wo würde ich mich selber gerade ansiedeln? Wo stehe ich, wo gehe, wo fühle ich mich zugehörig? Wer spricht meine Sprache, denkt wie ich, mit wem kann ich reden? „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken,“ sagt Jesus. Damit lädt Christus uns alle ein in seinen Frieden. Seine Linien sollen auch mein Leben durchziehen und verbinden. Zwei goldene Diagonale in der Mitte des Kreuzes markieren den Verknüpfungspunkt. Hier ist die Kraft und die Magie. Die Mitte ist der ruhende Pol. Hier ist die Glut am stärksten. Die Zukunft ist sein Land. Die goldene Stadt ist die Vision des Friedens. Dort bricht am Ende der Zeiten der ewige Schalom an. Der goldene Bogen am oberen Rand der Grafik segnet die Stadt.
Wenn Jesus durch das goldene Tor in die ewige Stadt zieht, bricht für alle sichtbar das ewige Friedensreich an: „Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“ (Lukas 13, 29) Bei diesem Festmahl wird dann der Friede als „Dauergast“ mit am Tisch sitzen.
Machen wir uns auf den Weg. Und lassen wir uns leiten von der uralten biblischen Vision, von dem Ort, wo Güte und Treue einander begegnen, wo Gerechtigkeit und Friede sich küssen.
Amen.
Michael Groothues, Pastor
Flüchtlingskrise
Predigt am 8. November 2015
Lukas 17 „Vom Kommen des Gottesreiches“
„Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man's beobachten kann; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es!, oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“
Liebe Gemeinde!
Bei einem Geburtstagsbesuch vor einigen Tagen wurden Sorgen laut. Angesichts der Flüchtlingskrise. Wir sollen wir das alles verkraften? Werden diese Menschen uns zur Bedrohung werden? Es sind meist keine Christen, sondern Muslime. Werden sie jetzt Moscheen bauen und immer stärker werden.
In unseren Köpfen leben Krisenscenarien. Niemand weiß, wie es mit dieser Flüchtlingskrise weiter geht. Die Politik ist überzeugt, wir schaffen das. Die Sorgen stehen trotzdem im Raum.
Allerdings ist genau das eine der Grundstimmungen im Neuen Testament, bei den Propheten der damaligen Jesusbewegung. In allen Evangelien gibt es diese Krisenmotive. Es sind Weltuntergangsscenarien, Wünsche nach einem Paradies. Diese böse Welt muss doch einmal zu Ende sein, hofft man. Dann kommt Gott und richtet mit seinem Messias das ewige Reich auf. Und zwar auf Erden. Das war die Vorstellung.
Diesen Stimmungen begegnet Jesus mit seinem markanten Satz. Auf die Frage des Pharisäers: Wann kommt das Reich Gottes? Antwortet er: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten kann. Man kann gar nicht sagen: hier ist oder da. Sondern siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch. Jesus ist das Reich Gottes. Er, der Herr, inmitten seiner Jüngerschaft. Sein Wort bringt die frohe Botschaft Gottes. Sein Wort ist Trost. Und zwar schon jetzt in dieser Stunde. Sein Wort ist Hoffnung, und zwar eine, die schon jetzt beginnt. Sein Geist gibt Kraft, mit der man jetzt schon leben und handeln. Seine Liebe bringt den zündenden Funken, der jetzt schon Licht in unseren Dunkelheiten bringt.
Krisenzeiten sind aus der Menschheitsgeschichte nicht wegzudenken. Krisen gehen häufig mit Umbrüchen und Veränderungen einher.
In jedem Fall, unser Land wird sich ändern, wird bunter, vielfältiger. Vielleicht wird auch der Glaube wieder gefragt. Das Christentum erlebt ein Comeback. Wenn der Islam stärker wird, müssen sich vielleicht auch die Christen neu positionieren und behaupten. Alte Werte werden neu belebt. Das Gebet, der Gottesdienstbesuch. Wenn andere es uns anders vormachen. Wo eine Moschee entsteht, ist vielleicht auch das Gotteshaus wieder ein gern besuchter Ort. Mit Heimatgefühl für unsere Kultur.
Wichtig allerdings, dass wir unserer menschlichen Verantwortung bewusst sind. Dass wir unseren Beitrag leisten, unser Mögliches tun. Vor Ort im Kleinen, in unserer Umgebung und Nachbarschaft, in der Kirche, im Verein, in Gruppen und Kreisen. Allein, zu zweit, mit mehreren zusammen.
Und es könnte ja sein, dass mit den neuen Flüchtlingen, die schon bald zu uns nach Verlaat kommen sollen, eine neue Aufgabe auf uns zu kommt.
Und dann könnte es heißen: Das Reich Gottes ist nicht hier oder dort. Sondern es ist mitten unter euch. Gott schenke uns die Kraft, die Geduld, die Phantasie und den Gemeinschaftssinn dafür.
10 Gebote, die das Scheitern einer Ehe garantieren
Verschwendet eure Zeit nicht mit Gesprächen, seht lieber fern!
Gebt eure Persönlichkeit auf, verschmilzt miteinander!
Erzieht euch gegenseitig – und das täglich!
Macht alles gemeinsam, damit ihr immer wisst, was der andere tut!
Wenn ihr einander nicht versteht, geht davon aus, dass es schlecht gemeint war.
Geht jedem Streit aus dem Weg! Verzeiht einander nie!
Beratet euch erst mit den eigenen Eltern, bevor ihr dem Partner etwas sagt.
Beobachtet jede Veränderung des Partners misstrauisch!
Nehmt in einer Krise niemandes Hilfe in Anspruch, das wäre ja peinlich!
Heiratet bloß nicht aus Liebe!
(Achtung Paare: bitte nicht nachmachen!!! M.G.)
(Quelle Gottesdienst Praxis I,4, 2009 S. 95. Georg Schwikart, Zum Hochzeitstag, © by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München. 3. überarbeitete Ausgabe 2005)